Warum eine Biografie?

Was können die Auslöser für den Wunsch der autobiografischen
Auseinandersetzung sein? Ich unterscheide zwei Gruppen:

Schatzsucher

Die eine Gruppe der Autobiografen nenne ich „Schatzsucher“, denn viele
suchen in der eigenen Vergangenheit oder vielmehr in der ihrer Eltern
und Großeltern Erklärungen für ihr heutiges Dasein, ziehen Parallelen
und finden dabei oft Erstaunliches heraus. Schon bevor sie zu schreiben
beginnen und Unterlagen sammeln, treten sie beim Durchsehen alter
Fotografien oder Dokumente eine Reise in die Vergangenheit an –
eine spannende Reise. Eine der besten Fragen, so es denn überhaupt
schlechte gibt, die man sich selbst stellen kann, lautet: Wo komme ich
her? Die Suche nach den eigenen Wurzeln ist JENES Thema, welches
unsere Existenz erdet und uns klarmacht, dass wir immer nur im
sozialen Gefüge, in der Familie und der dazugehörigen Umgebung,
funktionieren. Freilich kann sich dieses Gefüge im Laufe des Lebens
oft ändern, das MUSS es auch, weil sonst kein Fortschritt denkbar ist.
Trotzdem gibt uns nichts mehr Halt und Sicherheit, als das Wissen um
unsere Herkunft und die Akzeptanz dafür.

Wer nach seinen Wurzeln sucht ist ein “Schatzsucher”.

Bewältiger

Manch zukünftige Autobiografen möchten nur Episoden, Phasen oder
eine Ära aufzeichnen, z.B. die Kindheit, die Schulzeit, die Zeit einer
Trennung, ein Trauma, die Phase einer schlimmen Krankheit usw.
Sie sind „Bewältiger“ – ihre Art der psychischen Aufarbeitung ist das
Schreiben. Sie werden sich im Kapitel „Schreiben für die Seele“ oft
wiederfinden. Sie bilden die zweite große Gruppe. Freilich gibt es viele
Autobiografen, die in beide Gruppen passen – eine “Schubladisierung”
lehne ich ab.
Ob nun das Aufschreiben gewisser Phasen oder Ihres gesamten Lebens
NOTWENDIG ist? Das können nur Sie selbst für sich entscheiden.
Für viele ist die Reflexion ihres bisherigen Daseins über Musik, einen
Spaziergang oder das Malen denkbar. Es bedarf der notwendigen Ruhe
und Passion für diese Art der Reflexion. Nehmen Sie sich die Zeit, denn
über sich selbst zu schreiben ist ungemein wertvoll.